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Affektive und Kognitive Neurowissenschaft
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Affektive und Kognitive Neurowissenschaft
von: Erich Schröger, Stefan Koelsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2013
ISBN: 9783840915147
481 Seiten, Download: 18549 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

1. Kapitel Bemerkungen zu einer Affektiven und Kognitiven Neurowissenschaft Erich Schröger und Stefan Koelsch

1 Das Verhältnis von Affekt und Kognition

Im Alltag, in Kunst und Kultur sowie in der Wissenschaft werden Affekt und Kognition oft als inkompatible Phänomene aufgefasst. Dies drückt sich auch in unserer Alltagspsychologie aus: Wenn man sich von seinen Kognitionen leiten lässt, verhält man sich rational, wenn man sich von seinen Affekten „beherrschen“ lässt, verhält man sich emotional.1 Rationales Handeln wird häufig als geeignet zur Realisierung der eigenen Absichten betrachtet, emotionales Verhalten dagegen oft als dysfunktional zur Zielerreichung angesehen. Wenn man sich rational verhält, gilt man als verantwortlich für sein Handeln, wenn man sich emotional verhält, werden die Ursachen für das Verhalten weniger im freien Willen der handelnden Person gesehen als vielmehr in ihren Motiven (im Extremfall gilt man sogar als juristisch nicht verantwortlich für sein Handeln).

So sehr die Dichotomie zwischen Affekt und Kognition im subjektiven zutreffen mag und so berechtigt eine getrennte Behandlung in unterschiedlichen Kapiteln oder gar unterschiedlichen Büchern der einschlägigen Lehrbücher der Psychologie sein mag, so offensichtlich ist auch, dass beide Phänomene viel miteinander zu tun haben: Beispielsweise sind Emotionen oft involviert in Gedächtnisund Entscheidungsprozesse (welche traditionell eher als „kognitiv“ aufgefasst werden) und kognitive Bewertungsprozesse (appraisals) rufen oft Emotionen hervor. Neurobiologisch scheinen bestimmte affektive und kognitive Prozesse in einigen Hirnstrukturen ko-lokalisiert zu sein, beispielsweise bindungsbezogene Affekte sowie Gedächtnisprozesse in der Hippocampusformation, oder Kontrolle emotionalen Verhaltens sowie Entscheidungsprozesse im Orbitofrontalkortex.

2 Neurowissenschaft als Ergänzung der Psychologie

Affekt und Kognition haben auch deswegen viel miteinander zu tun, weil sie beide durch Vorgänge im zentralen Nervensystem (ZNS) in Relation zum Rest unseres Körpers realisiert werden: Neben dem ZNS ist auch das periphere Nervensystem (einschließlich des vegetativen Systems), das endokrine System sowie das Immunsystem und damit alle inneren Organe an der Entstehung und an der Manifestation dieser Phänomene beteiligt (vgl. u. a. die Bände der Serie Biologische Psychologie der Enzyklopädie der Psychologie, z. B. Born & Debus, 1998; Kirschbaum & Hellhammer, 1999). Die Grundlagendisziplinen der Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten beziehen zunehmend eine neurowissenschaftliche Perspektive ein. Dies erschließt wichtige Methoden zur Untersuchung psychischer Phänomene – wie etwa die funktionelle Bildgebung – und ergänzt psychologische Erklärungsmodelle um Aspekte der neurobiologischen Korrelate psychischer Phänomene.

Es ist daher zu begrüßen, wenn sich die Hirnforschung zunehmend diesen Themen widmet. Verbunden mit der Entwicklung von Verfahren, die zum einen die zeitliche und räumliche Messung von Hirnaktivität ermöglichen, während das Gehirn affektiv und kognitiv aktiv ist, und die zum anderen auch die gezielte, nicht invasive Modulation dieser Hirnaktivität erlauben, haben sich in den letzten Jahrzehnten eine Kognitive Neurowissenschaft und eine Affektive Neurowissenschaft entwickelt. Als Messverfahren seien hier beispielhaft die Elektroenzephalografie (EEG), die Magnetenzephalografie (MEG), die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT), die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) und die Diffusions-Tensor-Bildgebung erwähnt sowie als Modulationsverfahren (mit denen Hirnaktivität beeinflusst werden kann) die transkranielle Magnetstimulation (TMS) und die transkranielle Gleichstromstimulation.

Unter der Annahme, dass Gehirnaktivität besonders wichtig bei der Generierung und dem Ausdruck affektiver und kognitiver Zustände und Prozesse ist, kann man sich vorstellen, wie sehr die Entwicklung und Anwendung dieser Methoden unser Wissen über Affekt und Kognition in den letzten Jahren vorangebracht hat (oder zumindest haben könnte), und man kann spekulieren, welche Erkenntnisfortschritte in den nächsten Jahren noch zu erwarten sind. Wir stecken möglicherweise mitten in einer Revolution der Wissenschaft von der Emotion und der Kognition!



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