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Interpretation. Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame - Reclam Interpretation
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Interpretation. Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame - Reclam Interpretation
von: Jan Knopf
Reclam Verlag, 2009
ISBN: 9783159500089
23 Seiten, Download: 176 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Die fünfziger Jahre und ihre Auswüchse von Jan Knopf (S. 2-3)

1964 verfilmt Bernhard Wicki in Hollywood mit Ingrid Bergmann und Anthony Quinn in den Hauptrollen The Visit. Da die Bergmann sich – zumindest auf Zelluloid – lange zuvor als schöne Frau etabliert und ihr männlicher Gegenpart, Quinn, als Held der westlichen Welt bewiesen hatten, konnte die Geschichte nicht mehr schlecht ausgehen. Nach allen Vorbereitungen, die die Story auf die »schlimmstmögliche Wendung« zu präparieren hatten, musste sich das ungleiche Paar und trotz aller Anstrengungen, zu denen sich (damals) wohl nur Quinns Gesicht hergab (in beeindruckender Weise) – und obwohl das Gegenteil zu befürchten war –, musste sich also das ungleiche Paar am Ende zum Happy End bequemen. Die Gesellschaft des (amerikanischen) Nests war bereit, dem gefallenen (aber im Prinzip netten) Mitbewohner und Amtsträger zu verzeihen und das Paar nochmals (auch im Bett) zu vereinen (Letzteres wird nicht gezeigt). So verendet ein Stück (erstmals 1956 veröffentlicht), das seine Erfolge den entgegengesetzten Voraussetzungen zu verdanken hat, im Kino – mit Einverständnis des Autors. Das Stück hatte dadurch bereits wenige Jahre nach seiner Entstehung jenen Tiefpunkt erreicht, auf den es im Grunde von Anfang an zusteuerte, will sagen, dass das Stück die Zeiten nicht unbeschädigt überstanden und nicht ohne Grund in den letzten zwanzig Jahren keine große Inszenierung mehr gefunden hat.

Bereits die Kritik der Uraufführung am Schauspielhaus in Zürich (29. Januar 1959) spricht von einer »Enttäuschung«, weil es Friedrich Dürrenmatt nicht gelungen sei, komplexe Figuren zu schaffen, und er stattdessen »nur das Exemplar, das Demonstrationsobjekt« anbiete: »Weshalb denn auch sein Spaß und seine Ironie fast ständig auf die Rutschbahn ins mittelmäßige Kabarett geraten«. Die Tatsache, dass sich fast ausschließlich nur noch Kleinbühnen – da allerdings immer noch recht häufig – dieses Dramas annehmen, dürfte für die Richtigkeit der Kritiker-Meinung ein gewisses Indiz sein, und das Skandalöse, das der Fabel nachhaltig anzuhaften schien, kann seinen Zeitbezug auf die fünfziger Jahre und ihren Muff nicht verleugnen. Es hat seine herausfordernde Kraft längst verloren.



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