Hilfe Warenkorb Konto Anmelden
 
 
   Schnellsuche   
     zur Expertensuche                      
Interpretation. Max Frisch: Homo faber - Reclam Interpretation
  Großes Bild
 
Interpretation. Max Frisch: Homo faber - Reclam Interpretation
von: Klaus Müller-Salget
Reclam Verlag, 2009
ISBN: 9783159500133
26 Seiten, Download: 181 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
eBook anfordern
Leseprobe

Solche Zusammenhänge, die Faber leugnet oder mehr oder minder bewusst übersieht, werden verdeutlicht durch Wiederholungsszenen. Am auffälligsten sind, zu Anfang, in der Mitte und am Ende des Romans, die drei Konfrontationen Fabers mit seinem Spiegelbild. Szenen vor dem Spiegel dienen in der Dichtung gemeinhin der Selbstreflexion der jeweiligen Figur, der Selbsterkenntnis und damit dem Anstoß zu entsprechendem Handeln. Hier aber wird gerade umgekehrt dreimal vorgeführt, wie der Protagonist sich der Einsicht in seinen tatsächlichen Zustand zu entziehen sucht. In der Flughafentoilette in Houston, bevor Faber unter einer ersten Attacke seiner Krankheit ›zu Boden geht‹, sieht er: »Mein Gesicht im Spiegel [. . .]: weiß wie Wachs, [. . .], scheußlich wie eine Leiche.« Und sogleich sucht er nach einer Erklärung außerhalb seiner selbst: »Ich vermutete, es kommt vom Neon-Licht«; vergebens fordert der Lautsprecher: »Your attention please, your attention please!«

Faber bleibt dabei: »Ich wußte nicht, was los ist.« (11) – In Paris sitzt er, nachdem sein Chef ihm einen Erholungsurlaub nahe gelegt hat, verstört in einem Restaurant und notiert (wieder einmal abwiegelnd): »was mich irritierte, war lediglich der Spiegel gegenüber, Spiegel im Goldrahmen.« Denn: »Ich sah mich, sooft ich aufblickte, sozusagen als Ahnenbild«. Das ist einer der zahlreichen Hinweise auf den Tod oder doch jedenfalls auf die Sterblichkeit, aber Faber schiebt diese Ahnung schnell beiseite: »Ich hatte Ringe unter den Augen, nichts weiter«; dass der ausgezeichnet zubereitete Fisch ihm nicht schmeckt, kommentiert er wie üblich: »ich weiß nicht, was mit mir los war.« (98) – Im Athener Krankenhaus, wenn ihm endlich der erbetene Spiegel gebracht worden ist, gesteht er immerhin zu, dass er über seinen Anblick »erschrocken« sei, was er im nächsten Satz allerdings schon in »etwas erschrocken« abmildert (170). Gleichwohl braucht er diesmal ziemlich lange, um sich zu beruhigen und zu dem Schluss zu kommen: »Vielleicht ist es auch das weißliche Jalousie-Licht in diesem Zimmer, was einen bleich macht« (171). – Die Spiegel-Szenen zeigen, dass Faber gewisse Einstellungen nicht ändert, wohl auch nicht ändern kann. Der Gedanke an das eigene Sterben wird bis fast ganz zum Schluss verdrängt.

Die Mond-Szenen dagegen markieren eine gewisse Entwicklung. Zu Anfang kontrastiert Faber seine Empfindungen ironisch gegen die Herbert Henckes: »Er fand es ein Erlebnis.« – »Ich fand es kalt.« Den Mond kennzeichnet er als »eine errechenbare Masse, die um unseren Planeten kreist, eine Sache der Gravitation, interessant, aber wieso ein Erlebnis?« (24) Konsequenterweise macht er sich auch nichts aus dem Vollmondfest der Indios in Palenque (45). Den nächsten Vollmond aber sieht er zusammen mit Sabeth in Avignon. Es ist die Nacht der totalen Mondfinsternis, deren Anblick ihn zu seiner Verwunderung aus der Ruhe bringt. Trotz aller Verständlichkeit hat die Erscheinung für ihn auch etwas Beklemmendes, da sie ihm seine Existenz auf einem in kosmischer Finsternis schwebenden Körper bewusst macht:

Ich redete vom Tod und Leben [. . .], und wir waren beide aufgeregt, [. . .], und zum ersten Mal hatte ich den verwirrenden Eindruck, daß das Mädchen [. . .] in mich verliebt war. Jedenfalls war es das Mädchen, das in jener Nacht, nachdem wir bis zum Schlottern draußen gestanden hatten, in mein Zimmer kam –« (124 f.)



nach oben


  Mehr zum Inhalt
Kapitelübersicht
Kurzinformation
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe
Blick ins Buch
Fragen zu eBooks?

  Navigation
Belletristik / Romane
Computer
Geschichte
Kultur
Medizin / Gesundheit
Philosophie / Religion
Politik
Psychologie / Pädagogik
Ratgeber
Recht
Reise / Hobbys
Sexualität / Erotik
Technik / Wissen
Wirtschaft

  Info
Hier gelangen Sie wieder zum Online-Auftritt Ihrer Bibliothek
© 2008-2024 ciando GmbH | Impressum | Kontakt | F.A.Q. | Datenschutz