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Interpretation. Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück - Reclam Interpretation
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Interpretation. Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück - Reclam Interpretation
von: Helmut Göbel
Reclam Verlag, 2009
ISBN: 9783159500379
50 Seiten, Download: 314 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Das Spiel um Geld und Ehre

Ein reichlich genutzter Schatz von Fach- und Sachwörtern aus dem Finanzbereich findet auf einer ersten Ebene mit unterschiedlichen Währungsnamen Anwendung: »Taler«, »Louisdor«, »Pistolen«, »Friedrichsdor«, »Dukaten« werden genannt, ferner die kleineren Einheiten »Groschen« und »Pfennig«. Es ist für ein Verständnis dieser verschiedenen Benennungen nicht die genaue Kenntnis eines Verhältniswertes oder gar der genaue jeweilige Sach- und Gold- bzw. Silberwert nötig. Sie ließen sich allerdings auch nicht genau angeben. Wenn man etwa annimmt, dass ab 1753 drei Reichsgulden oder »Konventionsgulden« rund zwei Taler ausmachten, so muss bedacht werden, dass diese ›Konvention‹ teilweise nicht oder nur vorübergehend galt. Auch die Entsprechung von 1 Friedrichsdor = 1 Pistole = 5 Taler, die 1750 in Preußen galt, sagt wenig aus, weil es besonders im Siebenjährigen Krieg zu erheblichen Finanzmanipulationen kam und die Regierungen, voran Preußen, durch die Verringerung des Edelmetallgehalts der Münzen das Währungsgefüge in Mitteleuropa gehörig durcheinanderbrachten. Die ständig wechselnden Benennungen in der Minna verweisen allgemein auf diesen Zustand. Man musste also in viele Details eingeweiht sein und die sich ständig verändernden Geldwerte kennen, um nicht übervorteilt zu werden. Diese Schwierigkeit vergrößerte sich verständlicherweise für Reisende, die sich im anderen Staat jeweils auf neue Umrechnungen gefasst machen mussten. In der Nachkriegssituation wird die Konfusion wohl am größten gewesen sein.

Auch andere Andeutungen sind in den Geldnamen und in der durchgängigen Finanzrede des Stücks enthalten. Anspielungen zunächst und Doppelbedeutungen: »Pistolen« sind selbstverständlich auch Waffen; Tellheim hatte sie sich »hinter dem Bette« verwahrt (I,10). »Louisdor« und »Friedrichsdor« sind Goldmünzen, die ihren Namen den französischen und preußischen Königen Ludwig und Friedrich verdanken.

Der darin ausgedrückte Zusammenhang von Geld und Herrschaft erhält in der Riccaut- Szene einen kaum merklichen satirischen Hieb. Das französische Wort für Gold (»or«) erscheint analog zu »Louisdor« oder »Friedrichsdor« im Namen von »Riccaut de la Marlinière, Seigneur de Pret-au-val, de la branche de Prensd’or« (IV,2). Die Verbindung von Namen und Gold ist hier sprechend: »de la branche de Prensd’or« heißt wörtlich »vom Zweig der Geldnehmer«.18 Wenn diese Wortspielerei im Stück über die Charakterisierung von Riccaut hinaus Sinn hat, spielt die Analogie mit der Tatsache: die Großen geben den Namen und nehmen dafür das Gold. Solche und andere Zusammenhänge zeigen Lessing als Dichter der Anspielungen und verdeckten Aussagen in der Gestaltung einer witzigen und doppeldeutigen Sprache.



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