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ADHS bei Frauen - den Gefühlen ausgeliefert
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ADHS bei Frauen - den Gefühlen ausgeliefert
von: Doris Ryffel-Rawak
Hogrefe AG, 2010
ISBN: 9783456947884
174 Seiten, Download: 6600 KB
 
Format: EPUB, PDF
geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Entsprechend diesen Kriterien werden die drei Hauptformen der ADHS unterschieden:
?? das Vollbild, bei dem sowohl Symptome der Aufmerksamkeitsstörung als auch der Hyperaktivität vorliegen (1 und 2).
?? die vorwiegende Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität/ Impulsivität (1).
?? die vorwiegende Hyperaktivitätsstörung mit Impulsivität ohne große Aufmerksamkeitsprobleme (2).

Voraussetzung für die Diagnose ist der Beginn im frühen Kindesalter, die Chronizität und die Persistenz der Symptome und daraus entstehende ernsthafte Probleme in verschiedenen Lebensbereichen. Die ADHS wird als bio-psycho-soziales Phänomen verstanden. Auf der Grundlage einer neurobiologischen Prädisposition kann sich je nach psychischer Veranlagung und bestehenden Umweltfaktoren eine ADHS entwickeln. Tatsache ist, dass es sich bei der ADHS um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt, welches in den verschiedensten Ländern und Kontinenten eine ähnliche Prävalenz aufzeigt. Obwohl kein Labortest zur Diagnosestellung zur Verfügung steht (das Gleiche gilt für die meisten psychiatrischen Störungen), kann von einer biologischen Grundlage ausgegangen werden. ADHS-betroffene Menschen weisen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebenssituationen auf und diese betreffen nicht nur den Patienten selber, sondern auch seine Angehörigen und nächsten Bezugspersonen. Die Komorbiditätsrate ist bei der ADHS hoch, das heißt Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolare Störung und Suchtmittelabhängigkeiten sind häufig anzutreffen.

Es besteht eine Wechselwirkung zwischen den einzelnen Ursachen, die eine ADHS ausmachen. Prozentuale Anteile können dabei nicht ausgemacht werden, die individuelle Anlage und die Lebensumstände sind für den Ausprägungsgrad der ADHS eines betroffenen Menschen mitbestimmend. Die Forschung ist im Fluss, Studien die sich mit der Ätiologie befassen, sind laufend im Gang. Endgültige Ergebnisse, die eine eindeutige Klarheit aufzeigen, sind noch nicht vorhanden. Die heutigen Forschungsergebnisse lassen jedoch die Annahme zu, dass es sich bei der ADHS um eine vorwiegend genetisch bedingte Störung handelt. Mehrere Zwillingsstudien belegen dies, zudem berichten Mütter und/ oder Väter nicht selten bei der Abklärung ihres Kindes darüber, dass sie dieselben Schwierigkeiten in ihrer Kindheit erlebt haben. Wenn familienanamnestisch weiter nachgeforscht wird, fällt auf, dass zum Teil bereits in der Großoder Urgroßeltern-Generation ähnliche Störungen bekannt waren oder zumindest von psychischen Auffälligkeiten erzählt worden ist.

Neue bildgebende Verfahren (Brain-Imaging-Methoden wie SPECT, PET und fMRI) zeigen, dass bei ADHS-Betroffenen in Teilen des Frontalhirns, in den Stammganglien und im Kleinhirn eine primär verminderte Aktivität vorzuliegen scheint. Messungen nach Gabe von Methylphenidat (Ritalin) zeigen zudem, dass sich während der Medikamenteneinwirkung diese verminderte Hirnaktivität vorübergehend normalisiert. Weiterführende Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem gewisse Anteile der Neurotransmittersysteme von Dopamin und Noradrenalin in ihrer Grundaktivität vermindert sind. Auffälligkeiten bei Dopamintransportern und -rezeptoren sind nachgewiesen worden, neue MRI-Untersuchungen weisen zudem bei erwachsenen ADHSBetroffenen diskrete Volumendefizite in den oben beschriebenen Hirnregionen nach. Alle diese Untersuchungsmethoden sind vorläufig noch nicht für eine Routinediagnostik geeignet.

Zusammengefasst gehen weltweit die meisten Forscher davon aus, dass primär im Bereich des Katecholaminstoffwechsels (Stoffwechsel der chemischen Botenstoffe) einiger Neurotransmittersysteme (vor allem Dopamin und Noradrenalin, zum Teil auch Serotonin) eine komplexe Dysregulation besteht, die wahrscheinlich das Krankheitsbild der ADHS erklärt und im weitesten Sinn zu einer inadäquaten Informationsund Reizverarbeitung führt.

ADHS bei Mädchen
Dr. med. Meinrad Ryffel

Obwohl ich seit über 30 Jahren ADHS-Kinder betreue und genau weiß, dass Mädchen im Kindesalter allzu selten erfasst und diagnostiziert werden, machen die Mädchen in meiner Kinderarztpraxis dennoch nur einen kleinen Anteil unter meinen zahlreichen ADHSKindern aus: So finden sich gegenwärtig bei 32 medikamentös behandelten Vorschulkindern nur zwei Mädchen und der Anteil unter 335 ADHS-Kindern, die ich per Ende 2000 erfasst hatte, betrug lediglich 44, d.h. 13%. Diese Beobachtungen gehen mit den Erfahrungen vieler weiterer Ärzte einher und werden so auch immer wieder in wissenschaftlichen Studien erhoben.

Die Gründe dafür sind vielfältig:
Noch ist weiterhin die ADHS für viele Leute eine Störung verhaltensauffälliger Knaben im Sinne des Zappelphilipps und Störenfrieds, entsprechend sind auch die meisten Fragebogen für ADHS bisher mehrheitlich mit Befunden von Knaben erstellt worden.

Dazu kommt, dass in der für viele europäische Länder gültigen ICD-10 Klassifizierung der WHO die Kriterien der Hyperaktivität im Gegensatz zur amerikanischen Einteilung für eine Diagnosestellung immer noch verbindlich sind, das heißt ohne Hyperaktivität soll eine Diagnose ADHS gar nicht gestellt werden. Diese Auffassung wird auch heute noch in vielen Medien und durch wenig informierte Fachleute so vertreten. Zudem ist nicht nur im «Struwwelpeter» sondern auch im Alltag der «Zappelphilipp» tatsächlich weit häufiger anzutreffen als hyperaktive Mädchen, die überdies nicht selten im Sinne der «roten Zora» oder von «Pippi Langstrumpf» mehr durch ihre originellen und spontan-impulsiven Handlungen als durch eine störende Hyperaktivität auffallen und somit auch seltener eine Behandlung benötigen.



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