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Interpretation. Gerhart Hauptmann: Die Ratten - Reclam Interpretation
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Interpretation. Gerhart Hauptmann: Die Ratten - Reclam Interpretation
von: Peter Sprengel
Reclam Verlag, 2009
ISBN: 9783159500195
42 Seiten, Download: 276 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Schule der Unnatur

Dem verschwiegenen Leiden der Frau John und ihrem heimlichen Ringen um den Besitz des unterschobenen Kindes steht in den Ratten ein Kreis von Personen gegenüber, die umso redseliger und redegewandter sind, als es für sie letztlich keine ernsten oder jedenfalls keine unüberwindlichen Probleme gibt. Im Zentrum dieses Kreises steht die dominierende Figur Harro Hassenreuters, des früheren und – wie sich am Schluss bestätigt – künftigen Direktors des Straßburger Theaters. Hauptmann hat diese Gestalt bekanntlich nach dem Leben gezeichnet: Modell stand Alexander Heßler, von 1872 bis 1881 und wieder von 1886 bis 1889 Direktor des Straßburger Stadttheaters. In der Zwischenzeit musste er sich als Schauspiellehrer und Maskenverleiher am Leben erhalten, sein Fundus war im Dachboden einer Mietskaserne des Berliner Ostens untergebracht – einer Mietskaserne im doppelten Sinn, da das Haus früher als Kavalleriekaserne diente: ebenso das in der Schauplatzbeschreibung der Ratten bezeichnete Haus.

Hauptmann, der in der Zeit um 1885 Schauspielunterricht bei Heßler genommen hatte (und diesem bis zu dessen Tode 1900 ein dankbares Andenken bewahrt hat), hat sich in zahlreichen Details offenbar eng an die Realität gehalten – und sich damit einen alten Traum erfüllt: »Heßlers Maskenverleihanstalt« lautet der Titel eines literarischen Projekts des angehenden Naturalisten aus dem Jahr 1887. Im selben Jahr war ja auch das Fragment »Der Buchstabe tötet« entstanden. Dennoch bestand zwischen beiden Vorhaben zunächst sicher keine Verbindung – bis zur Niederschrift jenes ersten Handlungsschemas der Ratten am 5. April 1909, das »die große Mietskaserne i[n] d[er] Alexanderstraße« als Schauplatz der »Tragikomödie der Kindesunterschiebung« vorsieht und zum 2. Akt die Angabe macht: »Theaterdirektor Heßler – seine Schüler im Fundus«.

Die Ratten waren von Anfang an als Doppeldrama angelegt, als Darstellung zweier verschiedener Personengruppen und Handlungskerne, die zunächst nur zufällig und äußerlich miteinander in Verbindung treten: dadurch, dass sich der gescheiterte Theaterdirektor mit seinen Kostümen in eine Berliner Mietskaserne verirrt und eine Putzfrau braucht, als die sich Frau John anbietet. »Sie haben im allgemeinen manche, im besonderen wenig Berührungen. So ist es am Anfang, so bleibt es zum Schluß«, erklärt Hauptmann selbst (XI, 810), der gleichzeitig den »Gegensatz zweier Welten« als »Idee« und »Ausgangsgrund« der Ratten herausstellt (XI, 809).



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