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Interpretation. Thomas Mann: Mario und der Zauberer - Reclam Interpretation
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Interpretation. Thomas Mann: Mario und der Zauberer - Reclam Interpretation
von: Helmut Koopmann
Reclam Verlag, 2009
ISBN: 9783159500393
40 Seiten, Download: 207 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Eine politische Deutung der Novelle liegt also nahe; sie ist aber von Thomas Mann nur sehr einschränkend zugelassen worden. »Was Mario und der Zauberer betrifft, so sehe ich es nicht gern, wenn man diese Erzählung als eine politische Satire betrachtet. Man weist ihr damit eine Sphäre an, in der sie allenfalls mit einem kleinen Teil ihres Wesens beheimatet ist«, schrieb er 1932. Und eine andere Warnung lautete, noch 1949 formuliert: »Mario and the Magician should not be regarded too much as an allegory. It is simply a story of human affairs which should interest the reader for its own sake and not for some hidden meaning«. Diesen Absagen an jede rein politische Deutung – und erst recht an eine zu eng gefasste – entsprechen freilich auf der anderen Seite Aussagen, die das Politische nicht in Abrede stellen. So schrieb Thomas Mann in jenem Brief, in dem er sich gegen die politische Satire verwahrte, auch: »Ich will nicht leugnen, daß kleine politische Glanzlichter und Anspielungen aktueller Art darin angebracht sind.« Das wird flankiert von einer Aussage aus dem Jahre 1941:

Ich kann nur sagen, daß es viel zu weit geht, in dem Zauberer Cipolla einfach eine Maskierung Mussolinis zu sehen, aber es versteht sich andererseits, daß die Novelle entschieden einen moralisch-politischen Sinn hat. Der europäische Faschismus war damals im Heraufziehen, seine Atmosphäre lernte ich bei dem Besuch in Italien, der die Erzählung zeitigte, kennen, und die Tendenz der Novelle gegen menschliche Entwürdigung und Willenszwang ist denn auch in der vorhitlerisch[en], nationalistisch-faschistischen Sphäre Deutschlands klar genug empfunden worden, so daß in diesen Kreisen die Erzählung heftig abgelehnt wurde. Immerhin, sie ist in ihrer Gesamtheit als Kunstwerk zu betrachten, nicht als tagespolitische Allegorie.

Bedenken also einerseits gegen eine allzu einlinige politische Deutung, andererseits die Ermunterung, die Geschichte doch moralisch-politisch zu lesen, dazu die Warnung vor einem Diktator, ohne dass der Diktator Italiens damit direkt gemeint wäre, das alles spricht nicht für eindeutige Absichten oder Zielsetzungen bei der Niederschrift der Novelle. Die Vorstellung, dass hier aus etwas Persönlichem und Privatem »etwas Symbolisches und Ethisches« erwachsen sei, ist allerdings auch nicht dazu angetan, der Geschichte zu einer eindeutigen Interpretation zu verhelfen, zumal Thomas Mann selbst die Grenzen zwischen Moral und Politik verwischt hat, wenn er 1932 schrieb: »das Politische ist ein weiter Begriff, der ohne scharfe Grenze ins Problem und Gebiet des Ethischen übergeht« – und dort, im Ethischen, wollte er seine Geschichte angesiedelt wissen, nicht »im Politischen«: bestenfalls kann dieses also nur als Voraussetzung für eine Steigerung zum Allgemein-Grundsätzlichen betrachtet werden und hat offenbar keinen Selbstwert.



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